Endlich ist das Fährschiff da und alle um uns herum geraten in Aufregung, auch bei uns steigt die Spannung und wir schauen uns den Riesen mal aus der Nähe an. Andreas befürchtet, dass nicht alle mitgenommen werden, aber im Bauch der Fähre ist genug Platz. Wir ziehen den Hut vor dem Fährpersonal, es ist eine logistische Meisterleistung, alle an den geeigneten Platz zu manövrieren. 

Bei der Überfahrt zeigen sich zwei Seiten einer Medaille, der Blick über das offene Meer unter blauem Himmel ist natürlich herrlich, aber die heulenden oder kreischenden Kinder, die gestressten Eltern und die vielen Menschen die ihr Gesicht in eine Tüte stecken und dabei komische Geräusche machen, nerven gewaltig. Wir haben unsere Seetauglichkeit beide unter Beweis gestellt und freuen uns, während wir uns unser Mittagsbrot zwischen die Zähne schieben, an dem Spektakel, welches vom Heck aus zu beobachten ist. 

Und dann ist plötzlich Land in Sicht und als wir ins Hafenbecken einfahren, uns viele Motorboote begleiten, die alle auf unserer Heckwelle reiten wollen und uns dabei begeistert zuwinken, die meisten Passagiere mit der Knipse in der Hand ohh’s und ahh’s von sich geben, werden wir beide schon beim ersten Blick auf das Land ganz still und andächtig. Kerstin könnte eh nichts sagen, denn sie verdrückt sich gerade die ersten Tränchen und hat einen dicken Kloß im Hals – Glücksgefühle. 

Wir verlieren keine Zeit und starten sofort in Richtung Westküste. Andreas liebt die Staßen! Kurve an Kurve und es geht Berg hoch oder Berg runter und entweder man schaut mit offenem Mund hinauf oder hinab oder zu den anderen Bergspitzen hinüber. Im Alpenurlaub haben wir viel Geld dafür bezahlt, um so eine Straße zu befahren, um das Panorama zu bewundern. Hier sind das keine Momentaufnahmen, hier staunt man die ganze Zeit, den ganzen Tag ohne Unterlass. Menschen gibt es hier gefühlt keine und hinter jeder Kurve wartet ein See, einer schöner als der andere und überall darf man sich einfach niederlassen. Man weiß gar nicht, wo man stehen bleiben soll. Irgendwann hält man dann an, macht eine Kaffeepause oder holt den Grill raus und ist einfach nur glücklich. 

Nach dem ersten Tag sind wir beide voller Begeisterung und lieben dieses Land schon jetzt. An einer Klamm entscheiden wir uns, den Motor für heute ruhen zu lassen. Umgeben von Steinriesen lassen wir uns das Grillfleisch schmecken und genießen die Einsamkeit.

Am Abend sind wir noch aktiver als geplant. Da es sehr, sehr lange hell ist, entschließt sich Andreas, die Klamm hinab zu klettern – in der Felswand versteckt sich ein Cache. Zum Glück haben wir das nötige Equipment dabei. Soviel Spaß noch kurz vor dem Schlafen gehen, das ist Urlaub und dann werden wir von rauschendem Wasser in den Schlaf gewiegt.

 

Kategorien: 2016 - Skandinavien