Die Nacht war die wohl unruhigste, die wir bisher erlebt haben – na kein Wunder, wenn alle zwanzig Minuten eine Straßenbahn an der Schlafzimmertür vorbei fährt. Nach dem aufstehen, packen wir alles schnell zusammen und fahren an den Hafen von Bergen, da haben wir gestern einen großen Parkplatz gesichtet.
Da die Stadt von sieben Bergen umgeben ist, haben wir geplant, wenigstens zwei Gipfel zu erklimmen und vom Ulriken zum Floyen zu wandern. Heute zeigt sich wieder mal, warum es für uns keinen Sinn macht Pläne zu schmieden – am Ende werfen wir alles über den Haufen und es passiert etwas völlig anderes. Als wir schon auf dem Parkplatz stehen und die Wanderschuhe schon geschnürt sind, sagt uns unser Gefühl, dass wir eigentlich gar keine Lust haben, auf Großstadttrubel und darauf uns mit unzähligen Touristen den Wanderweg zu teilen. Wir sind jetzt seit anderthalb Tagen in der Stadt und vermissen die Ruhe, die Fjorde die grünen Wiesen, die wirklich hohen Berge und die tiefblauen Bergseen. Die Entscheidung fällt innerhalb von drei Minuten, wir lassen unseren Instinkt entscheiden und verlassen auf dem kürzesten Weg die Stadt.
Auf unserer Fahrt bekommen wir alles, was wir vermisst haben und sind entspannt und glücklich. Das Wetter wechselt im halbstundentakt sein Hemd und zeigt sich mal hell und mal dunkel. Die Sonnenstrahlen nutzen wir für unsere Pausen und wir machen einen kleinen Abstecher zur ältesten Stabkirche Norwegens. Am Abend finden wir einen Platz, der die letzte Nacht schnell vergessen lässt – er liegt zwar nicht in der Wildnis, aber am Wasser, zwischen den Bergen und außerhalb der Stadt. Hoffentlich kommen wir nach dem Urlaub in unserer Heimatstadt noch klar. Wir kochen uns etwas leckeres zu essen, genießen die letzten Sonnenstrahlen und freuen uns, das Bergen ganz weit weg ist.