Wir haben am gestrigen Abend noch ein bisschen recherchiert und herausgefunden, dass es in Bergen, vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, einen Stellplatz für Wohnwagen gibt. Also fahren wir gleich nach dem Aufstehen los, um keine Zeit zu vergeuden. Die wenigen Stellplätze sind hochbegehrt, aber das Universum meint es gut mit uns und just in dem Moment, als wir ankommen, wird ein Platz frei – danke liebes Universum. Eigentlich ist die Parkfläche ganz gut gemacht, man kann sein Womo abstellen und hat daneben noch drei Meter Privatsphäre, aber von idyllisch kann hier keine Rede sein, da sind wir besseres gewohnt.
Egal – wir frühstücken, schwingen uns auf die Räder und fahren in die City. Bergen macht seinem Namen alle Ehre, auf dem Hinweg geht es fast nur Berg ab – an den Rückweg wollen wir noch nicht denken. Als wir im Großstadttrubel ankommen, machen wir erstmal ein Päuschen im Park und sondieren die Lage, dass heißt – Andreas schaltet sein Orientierungsradar an, was ja angeblich nur Männer haben. Unser erstes Ziel ist der berühmte Stadtteil Bryggen – und das alte Fischerdorf am Hafen, umgeben vom Großstadtflair, ist schon ein Hingucker. Ganz in der Nähe befindet sich auch der Fischmarkt und das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Sehr groß ist der Markt nicht, dafür gibt es jede Menge Touris, welche die Stände fotografieren, aber wohl nicht das nötige Kleingeld für einen Imbiss haben – das ist aber auch alles teuer. Ein sehr kleines Fischbrötchen kostet 6 € und ein großes 10 €. Mit Fischbrötchen lassen wir uns aber heute nicht abspeisen, wir haben Hunger. Die Verkäufer sind gut gelaunt und freuen sich, dass mal jemand essen und nicht fotografieren will und so essen wir den teuersten Fisch unseres Lebens – lecker. Nach dem Festmahl schwingen wir uns wieder auf die Räder, verlassen den Stadtkern und erforschen die Gegend. Bergen mit dem Rad zu erkunden, war eine super Idee, zu Fuß hätten wir niemals soviel von der Stadt gesehen. Am Nachmittag genehmigen wir uns noch einen Kaffee und frisch gebackene Waffeln. Für essen und trinken haben wir heute soviel Geld ausgegeben, wie die ganze letzte Woche nicht.
Und dann kommt es, wie es kommen musste, wir müssen die ganze Zeit Berg auf radeln um zum Camper zu gelangen. Andreas rast los, als wäre dies die einfachste Sache der Welt, aber für Kerstin wird das Ganze zur Tortur. Nicht nur, dass der komplette Weg steil nach oben führt – das wäre ja noch zu ertragen gewesen – nein, das Fahrrad möchte diese Strecke auch nicht fahren und lässt alle paar Meter die Kette rausspringen. Mit hoch rotem Kopf und Schweiß gebadet, erreicht Kerstin trotzdem das Ziel. Andreas kann darüber nur müde lächeln – na ein klein wenig Mitleid hat er doch. Der Trip durch die Stadt hat uns ganz schön lahm gemacht, nach dem Abendbrot hängen wir beide in den Seilen, als hätten wir dem Mount Everest bestiegen und klettern nur noch ins Bett.