Wo treffen jetzt eigentlich die zwei großen Ozeane aufeinander? Am Kap der Guten Hoffnung trägt so manches Hotel oder Restaurant den Namen „Two Oceans“ und auch den Besuchern wird erklärt, dass hier der Indische Ozean auf den Atlantik trifft. Ganz korrekt ist das aber nicht und die Menschen am Kap Agulhas sind auch nicht wirklich erfreut über diese irreführende Werbung. Denn geographisch betrachtet, ist das Kap Agulhas nicht nur der südlichste Punkt Afrikas, sondern offiziell befindet sich hier die Trennung zwischen den zwei Giganten. Auf dem Weg dorthin befahren wir abenteuerliche Straßen und sind uns manchmal gar nicht sicher, ob das die richtige Route ist, aber es scheint keine Alternativen zu geben. Glücklich darüber, dass wir in einem Auto mit Allradantrieb sitzen, brettern wir für viele Kilometer über die Sandpisten. Am Kap angekommen, bläst uns der Wind fast aus den Latschen, hier leben die Menschen in einem rauen Klima. Touristen gibt es nicht sehr viele und am Kap Point kann man gemütlich sein „Wir waren hier Foto“ machen. Nach der Besichtigung des Leuchtturms und einem leckeren Essen geht’s wieder ab auf die Straße.
Wir bewegen uns nun mal etwas von der Küste weg und wollen das Hinterland erforschen. Im Overberg Distrikt, eine eher ländliche Region innerhalb der Provinz Western Cape, erwartet uns eine wundervolle Landschaft. Aber auf dem Weg dorthin, kommen wir ganz schön ins Schwitzen. Auf unser Navi war die letzten Tage immer verlass, also machen wir uns auch keine Gedanken und vertrauen der Stimme, die uns leitet. Plötzlich fühlen wir uns etwas komisch, lauter Blechhütten um uns herum und die Straßen werden immer enger. Andreas fragt ein bisschen nervös: „Kann es sein, dass wir mitten in ein Township geraten sind?“ Oh man – das ist uns gerade alles andere als egal! In Kapstadt werden jährlich 400.000 Touristen durch diese Wohnsiedlungen geführt, in denen die Ärmsten der Armen wohnen. Wir haben uns ganz bewusst gegen diesen Slum-Tourismus entschieden, weil wir nicht viel davon halten, in die Privatsphäre dieser Menschen einzudringen, durch das Elend zu stolzieren und das Ganze mit der Kamera festzuhalten. Safari in Afrika? Sehr gerne! Menschensafari? Nein danke! Und jetzt kurven wir mit unserem schicken weißen Wagen durch die Wellblechhütten und finden nicht den Ausgang aus dem Labyrinth. Unser Eindringen bleibt auch nicht unbemerkt und als die Leute auf der Straße stehenbleiben und uns von ihren Hütten aus beobachten, kommen wir uns plötzlich vor, wie die Affen im Zoo. An ein Umdrehen auf diesen engen Straßen ist nicht zu denken – also Augen zu und durch. Als wir endlich wieder den richtigen Weg gefunden haben, sind wir erstmal stumm und erleichtert. Wir sind uns nicht sicher, ob die Aufregung übertrieben war, denn wir haben auch schon Leute aus den Townships getroffen, die unglaublich nett waren und uns eine tolle Zeit in Südafrika gewünscht haben. Den Touristen in Kapstadt wird auch von ihren Reiseleitern empfohlen, nicht den Bahnhof zu betreten – es sei zu gefährlich – wir haben die ersten zwei Wochen nicht nur den Bahnhof betreten, sondern sind ständig mit dem Zug gefahren, in dem angeblich so viele gefährliche Menschen sitzen und nicht einer war unfreundlich zu uns oder wollte uns etwas Böses.
„Reisen ist tödlich für Vorurteile.“
Mark Twain
Als sich die Dame im Navi auch wieder zurechtfindet, fahren wir an riesigen Stoppelfeldern vorbei, die bei etwas mehr Regen wahrscheinlich alle Früchte tragen würden. Am späten Nachmittag kommen wir nach Buffeljagsrivier, wo wir auf einer großen Farm eine wunderbare kleine Bleibe für uns finden. Wir wohnen die nächsten Tage in einem alten Camper, umgeben von vielen Tieren. Beim Frühstück sitzen die Enten unter unserem Tisch, die Katze auf dem Tisch die Springböcke vor dem Tisch und das kleine rosa Schwein dreht wilde Kreise um uns herum. Willkommen auf der Farm der Tiere.
Die Tage auf der Farm sind wunderschön, erholsam und manchmal genießen wir es einfach da zu sein und bewegen uns nur langsam. Am Abend können wir grillen und dabei den Sonnenuntergang beobachten oder uns an den Tieren erfreuen. Aber immer nur so rumhängen, damit sind wir natürlich nicht lange zufrieden und die Bergkette, die wir vor der Nase haben, wollen wir genauer unter die Lupe nehmen. Also aufgerafft und ab geht es in das Marloth Natur Reservat, ganz ungefährlich scheint es nicht zu sein, was da in den Bergen kreucht und fleucht, denn die Ranger legen großen Wert darauf, dass man Name, Wanderziel und Telefonnummer hinterlässt. Wir erfahren auch noch, wer uns unterwegs so begegnen könnte, neben dem niedlichen Klippspringer gibt es zahlreiche Baboons, wenige Leoparden und Schlangen. Man wird damit beruhigt, dass von den 170 verschiedenen Schlangenarten, die es dort gibt, nur 13 potenziell tödlich sind. Na dann! Uns begegnet auf der Wanderung kein einziges dieser Tiere, man hört es nur ab und zu im Gebüsch rascheln und wenn die Vegetation um einen herum plötzlich mannshoch ist, denkt man besser nicht daran, was das sein könnte. Wir versuchen auf der vorgegebenen Route zu bleiben, zugegeben ist es manchmal nicht ganz einfach, herauszufinden, wo der Weg jetzt eigentlich lang geht, aber das gefällt uns besser als die ausgetretenen Touristenpfade. Es sind nur etwas über 400 Höhenmeter, die wir bewältigen müssen, aber in der Hitze Afrikas kann das schon ziemlich anstrengend sein.Geschafft, glücklich und voller neuer Eindrücke sitzen wir am Abend vor unserem Camper und freuen uns, dass wir so eine schöne Tour machen konnten.