Pünktlich um sieben Uhr morgens sitzen wir im Bus und verlassen Salta, wir überqueren auf dem Paso de Jama die Anden und die Landschaft durch die wir fahren ist überragend. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als die ganze Zeit aus dem Fenster zu starren und natürlich läuft der Fotoapparat heiß. Hier zeigen sich die Anden von einer ganz besonderen Seite, die Berge leuchten in allen Farben und immer wenn man denkt, jetzt hat man das Beste schon gesehen, zeigt sich eine Bergkette, die noch beeindruckender ist. Auch der Salzsee an dem wir vorbei fahren, ist nicht weniger eindrucksvoll. Hinzu kommt, dass wir uns stetig nach oben bewegen, was natürlich für einen zusätzlichen Kick sorgt. Als wir auf 4100 m in der kleinen Siedlung Jama ankommen, müssen wir alle raus aus dem Bus, hier ist die argentinische Grenzstation. Zu unserem Glück arbeiten argentinische und chilenische Grenzbehörden hier zusammen und wir können unseren Aus- und Einreisestempel bekommen. Trotzdem ist die ganze Angelegenheit für viele Passagiere eine Tortur, denn da gibt es schon den einen oder anderen, dem die Höhe ordentlich zu schaffen macht. Dreimal anstellen und warten und zu guter Letzt muss Kerstin dann noch den Rucksack auspacken, offensichtlich ist das die Strafe dafür, dass sie keinerlei Symptome der Höhenkrankheit zeigt, Schnupfen und Husten zählen da nicht. Andreas ist von der ganz harten Sorte, der steckt sich auf über 4000 m erstmal eine Zigarette an und schleppt gleichzeitig unsere Rucksäcke herum, das sorgt für manchen bewundernden oder neidischen Spruch. Unsere liebe Mandy wird auch auf einmal ganz blass um die Nase und stolpert ein bisschen orientierungslos durch die Gegend, aber zum Glück sind wir ja zu dritt und können aufeinander aufpassen und nach einem Nickerchen im Bus, hat sie sich auch schnell wieder erholt. Nach der Grenzkontrolle geht es noch weiter hoch auf schlappe 4800 m und dann haben wir die Spitze des heutigen Tages erreicht, die Landschaft bleibt imposant. In San Pedro, die wohl bekannteste kleine Wüstenstadt in der Atacama, steigt Mandy aus. Wir müssen noch zwei Stunden sitzen bleiben, denn wir fahren weiter bis Calama, verbringen dort eine Nacht, um uns am nächsten Morgen einen Geländewagen auszuleihen, damit wir ohne Tourguides durch die Wüste brettern können.
Als wir unser Auto abholen, stellen sie uns erstmal eine ordentliche Rostlaube hin. Hmm, was ist denn jetzt mit der akkuraten Pingeligkeit der Chilenen? Da zeigen wir der etwas genervten Dame doch mal, dass die Deutschen noch kleinlicher sein können. Der Tank ist fast leer und beim Schadensprotokoll würde es eigentlich mehr Sinn machen, die Stellen aufzuschreiben, die an Kiste noch ganz sind. Damit sind wir nicht einverstanden, zumal das Ganze kein Schnäppchen ist. Nach ein bisschen hin und her, kommt sie dann mit einem anderen Gefährt um die Ecke … auch kein Neuwagen, aber schon viel besser. Also rein mit den Rucksäcken und ab auf die Piste. Die Fahrt nach San Pedro macht unglaublich viel Spaß, denn wenn man vor sich eine scheinbar endlose Straße hat, die Wüste um einen herum bis zum Horizont reicht, die richtige Musik läuft und man keinerlei Zeitdruck oder Termine hat, dann fühlt sich das an, wie die ganz große Freiheit. Ein beglückendes Gefühl, das sich auf unsrer Reise immer wieder mal einstellt.
Im Hostel angekommen, können wir noch nicht unser Zimmer beziehen, daran wird noch gearbeitet. Es steht noch kein Bett drin, die Dusche ist noch nicht montiert und ein Fenster fehlt auch noch. Also gut, dann lassen wir den Handwerkern noch etwas Zeit und machen uns auf, um Mandy zu suchen. Doch das ist leichter gesagt als getan, wir fahren die staubigen Straßen hoch und runter, aber das richtige Hostel können wir nicht finden. Also muss das Treffen noch etwas warten und wir fahren erstmal vor die Tore der Stadt um den Sonnenuntergang zu genießen. Danach bekommen wir dann ein nigelnagelneues Zimmer präsentiert und da das Internet auch mal für ein paar Minuten funktioniert, können wir unsere Freundin kontaktieren und einen Treffpunkt für den nächsten Tag vereinbaren.
Wir werden in die Salar de Atacama fahren, um die vielen Lagunen zu bestaunen, die sich dort befinden. Ein ganz besonderes Erlebnis sind die Pelikane an der Laguna Chaxa, die in unseren Köpfen irgendwie nicht in diese raue Gegend passen wollen, aber da werden wir eines Besseren belehrt, ganz selbstverständlich staksen sie durch das salzige Wasser und sehen ganz prächtig dabei aus. Und auch die beiden Lagunen Miscanti und Miniques sind überwältigend schön. Aber wie soll man diese Herrlichkeit beschreiben … seht selbst.
Der kreativste Künstler ist die Natur.
Andreas Tenzer
Schon 04:00 Uhr früh klingelt der Wecker, heute wagen wir uns wieder in höchste Höhen und besuchen den Vulkan El Tatio. Am Fuß des Vulkankraters findet man ein Gebiet mit Geysiren und heißen Quellen und da die aufsteigende warme Luft der Geysire in den kalten Morgenstunden am besten zu bestaunen ist, machen wir uns recht zeitig auf den Weg. Die Fahrt zum Tatio ist nicht so spektakulär, denn die Landschaft, die uns umgibt, bleibt in der Dunkelheit verborgen. Oben angekommen, müssen wir noch ein bisschen in der Kälte ausharren, bis die Sonne sich endlich über die Berge schiebt und das Spektakel eröffnet. Von den 110 Quellen, sind 80 echte Geysire und mehr als 30 davon sind ständig aktiv. Wie auf Kommando fängt alles an zu brodeln und zu rauchen – ein echtes Naturschauspiel. Viel Zeit hat man nicht, um die aufsteigenden Fontänen zu bewundern, denn nach einer knappen Stunde ist die Sonne so hoch gestiegen, dass den Rauchsäulen die Luft ausgeht. In der Nähe befindet sich eine heiße Quelle, in der einige Mutige baden. Das Wasser ist wirklich schön warm, aber wir wollen bei den Außentemperaturen unsere dicken Jacken nicht ausziehen. Auf der Talfahrt erleben wir noch einige Wow-Momente, denn die Umgebung ist wirklich malerisch und wir bleiben immer wieder stehen, um das Ganze mit der Kamera festzuhalten.
In mitten der Wüste befindet sich 10 km nördlich von San Pedro, in einer tiefen Schlucht, ein fruchtbares Tal von einzigartiger Schönheit. Wir sind wirklich froh, dass wir den Weg hierher gefunden haben, denn das war eher ein Zufall. Schon vor tausenden Jahren siedelten hier an dem Fluss, der durch die ansonsten trockenen Wüste fließt, Menschen und hier fand die Kultur der Cickanantay ihren Ursprung, bis das Territorium von den Inka erobert wurde. Wenn man hier hindurch fährt, spürt man förmlich die historische Bedeutung und da es keine Busse gibt, die Touristen herbringen, ist es hier idyllisch ruhig. Nach einer kleinen Wanderung durch die Teufelsschlucht, führt uns ein schmaler, steiler Pfad nach oben, von dort aus können wir einen Blick auf dieses atemberaubende Tal werfen. Dieser Weg ist die ehemals einzige Verkehrsverbindung zwischen San Pedro und Calama, leider ist der Tunnel, der durch den Felsen führt für unser Auto nicht passierbar und wir müssen wieder umkehren.
Im chilenischen Death Valley können wir beobachten, wie ein paar Sandboarder die Dünen runter sausen. Für uns geht es stattdessen steil nach oben, um das Tal des Todes von oben zu betrachten. Hier kommt einem schon manchmal der Gedanke, man befindet sich auf einem anderen Planeten, so unwirklich erscheint die Gegend.
Um die Mittagszeit organisiert Mandy ihren nächsten Trip, schon morgen startet sie in die bolivianische Salzwüste. Wir schauen uns in der Zeit etwas in San Pedro um und genießen ein leckeres Essen. Eigentlich haben wir auch darüber nachgedacht, die Salzwüste in Bolivien zu besuchen, aber da wir noch am großen Salzsee in Utah in den USA vorbeikommen werden und wir jetzt erstmal genug haben von staubigen einsamen Gegenden, haben wir diesen Plan verworfen.
Im Tal des Mondes bekommen wir die letzte Show in der Atacama geboten, begleitet von vielen anderen Touristen. Alle fahren in den späten Nachmittagsstunden ins Valle de la Luna, weil es dort einen spektakulären Sonnenuntergang geben soll. Natürlich ist auch dieser Teil der Wüste wieder beeindruckend und nachdem wir uns umgeschaut haben, warten wir gespannt auf die Abendröte. Ehrlich gesagt haut uns diese Darbietung dann nicht so vom Hocker, da haben wir in den letzten vier Monaten schon umwerfendere Sonnenuntergänge gesehen. Aber wir wollen nicht meckern, schön ist es trotzdem.
Noch am selben Abend müssen wir uns von Mandy verabschieden, was uns nicht ganz leicht fällt. Wir haben in den letzten Tagen so wunderschöne Dinge zusammen entdecken können, viel Spaß zusammen gehabt und gute Gespräche über Gott und die Welt geführt, da fällt das Loslassen schon schwer. Aber man sollte bekanntlich gehen, wenn es am schönsten ist und in diesem Sinne verabschieden wir uns auch von der Atacama. Es waren wundervolle Eindrücke und die Wüste hat uns viele verschiedene Gesichter gezeigt, an die wir uns wohl ein Leben lang erinnern werden.
Liebe Mandy, wir wünschen dir noch eine erlebnisreiche Zeit, viele nette und bereichernde Bekanntschaften und sicheres Reisen. Pass gut auf dich auf und grüß das schöne Bariloche von uns. Es ist ganz großartig, dass wir dich kennenlernen durften und wir danken dir für die Stunden, die wir mit dir verbringen konnten. Wir sehen uns 2019 in Deutschland.