Die nächste Busfahrt verlangt einiges von uns ab, sie dauert nämlich 24 Stunden, aber die Sitze sind ganz bequem und man kann zwischendurch immer mal wieder ein Stündchen schlafen. Pausen gibt es in den ersten zwölf Stunden keine, denn in der Nacht halten wohl die Busfahrer nicht gerne an. Kurioserweise hat es Andreas geschafft, eine Einladung vom Busfahrer zu erhalten – er kann jeder Zeit vorne in das Fahrerhäuschen kommen, um eine Zigarette zu rauchen. Warum gerade ihm die Ehre gebührt, ließ sich nicht herausfinden, denn Andreas spricht kein spanisch und der Busfahrer weder englisch noch deutsch. Vielleicht war es die Körpersprache, vielleicht ein freundliches Lächeln oder Andreas sein verzweifelter Gesichtsausdruck. Egal wie er das gemacht hat, er hat den Neid aller Raucher im Bus auch den von Kerstin. Tagsüber ist die Fahrt dann etwas interessanter, man kann aus dem Fenster schauen, hin und wieder gibt es die Möglichkeit, sich die Beine zu vertreten und man kommt mit den anderen Passagieren ins Gespräch. Als wir am Abend in San Carlos de Bariloche ankommen, besorgen wir uns erstmal ein Taxi, das uns zum Flughafen bringt. Dort mieten wir ein Auto, denn wir wollen die Route 40 entlang der Sieben Seen befahren. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft suchen wir vergeblich etwas zu essen, denn unser Hunger ist groß, wir könnten einen ganzen Bären verspeisen, die Verpflegung im Bus war eher spartanisch. Als wir nachts um 23:30 Uhr vor einer Pizzeria anhalten, in der noch Licht brennt, sehen wir offensichtlich so ausgehungert aus, dass die Wirtin gar nicht lange überlegt und für uns noch einmal den Ofen anschmeißt. Das ist wahre Gastfreundschaft, denn eigentlich hat das Restaurant vor anderthalb Stunden geschlossen. Wir sind überglücklich, fahren schnell in unsere Unterkunft und essen die leckerste Pizza der Welt. Der erste Tag in Bariloche ist ausschließlich für euch reserviert – heute gibt es keine Ausreden mehr, der Blogbeitrag zur Antarktis wird fertig gestellt. Andreas geht einkaufen, kocht und kümmert sich um die Planung der nächsten Tage und Kerstin wird an den Stuhl gebunden, und darf erst wieder aufstehen, wenn der Beitrag veröffentlicht ist. Außerdem haben wir wieder einen neuen vierbeinigen Freund – Sweety Two bewacht unablässig unsere Tür und das für die nächsten drei Tage, dafür bekommt er natürlich zur Belohnung den ein oder anderen Leckerbissen von uns. Am zweiten Tag fahren wir mit unserem Auto ein Stück von der Routa Nacional 40, mit 5301 km ist sie die längste Nationalstraße Argentiniens und gleichzeitig neben der Panamericana die bekannteste Fernverkehrsstraße Südamerikas. Uns interessiert hauptsächlich die Strecke zwischen Bariloche und San Martin, die Routa de los Siete Lagos (Sieben Seen-Route). Das Wetter ist großartig, unsere Stimmung hervorragend und die Aussicht ist märchenhaft. Immer wieder bleiben wir an den Seen stehen und genießen Ruhe und Landschaft und sind froh, dass wir ein eigenes Auto haben und keinen Tourbus nehmen müssen. Auf der Rückfahrt erleben wir noch einen fantastischen Sonnenuntergang, der die Seenlandschaft in einem ganz anderen Licht erstrahlen lässt.
Natürlich müssen wir uns auch noch Bariloche selber anschauen und wenn wir nicht genau wüssten, dass wir in Argentinien sind, dann könnte man uns das Ganze auch als Schweiz verkaufen. Viele Gebäude sind im europäisch-alpinen Stil gebaut und nur die einheimischen Baumaterialien machen den feinen Unterschied. Nachdem wir die Stadt und die anliegenden Inseln gesehen haben, ist Kerstin in ganz eigener Mission unterwegs. Bariloche ist Schokoladenstadt, neben einer Schokoladenfabrik gibt es viele kleine Läden, die ihre Naschereien selber herstellen. Die Auswahl ist so riesig, dass man sich kaum entscheiden kann, aber zum Glück hat man die Möglichkeit, von jeder Sorte nur ein kleines Stück zu kaufen, und im Handumdrehen ist das Osternest fertig. Da wir hier in der Hochburg des argentinischen Genusses sind, lassen wir es uns nicht nehmen, am Abend eine Parrilla zu besuchen und ein saftiges Stück Rindfleisch zu verdrücken. Es ist nicht das erste und auch nicht das letzte, aber vielleicht das beste Steak, das wir uns auf der Zunge zergehen lassen.