Am letzten Abend in San Pedro lernen wir Monika und Pascal aus der Schweiz kennen, die beiden sind 18 Monate mit dem Moped unterwegs und haben schon so viele Länder durchquert, dass das gemeinsame Abendessen kaum ausreicht, um die ganzen spannenden Geschichten zu hören. Da hilft nur eins, wir haben uns verabredet, um in Franken eine Bierwanderung zu machen. Nach dem gemeinsamen Frühstück verabschieden wir uns von den beiden und von San Pedro und düsen mit unserem Feuerwehrauto nach Calama, setzen uns in den Flieger und ab geht`s nach Bolivien. Naja, nicht direkt, denn die Nacht verbringen wir auf dem Flughafen in Santiago de Chile, dort hauen wir unsere letzten chilenischen Peso auf den Kopf und schlafen abwechseln.
In La Paz werden wir von den Beamten der Einreisebehörde so freundlich empfangen, dass wir erstmal glauben, irgendwas ist hier faul. Mit einem Lächeln im Gesicht sagt der Bolivianer zu uns: „Hallo und guten Morgen, herzlich willkommen in Bolivien. Wie lange möchten sie im Land bleiben? … Dann wünsche ich Ihnen einen schönen Aufenthalt und genießen sie Bolivien.“ – und schon haben wir den nächsten Stempel in unserem Reisepass. Das war mal mit Abstand die netteste Begrüßung, wenn wir irgendwo eingereist sind. Zuerst müssen wir uns das nötige Kleingeld in der richtigen Währung besorgen, es gibt mindestens zehn verschiedene Geldautomaten, doch nicht jeder will die Scheinchen ausspucken. Auch hier ist gleich ein freundlicher Bolivianer zur Stelle und hilft uns. Sind die hier alle so freundlich? Ja sind sie, denn der nächste Kontakt ist der Taxifahrer. Im Internet konnten wir nichts Gutes über die bolivianischen Taxifahrer lesen – Abzocke – Expressentführungen usw., da haben wir uns schon gefragt, ob wir überhaupt ein Taxi nehmen wollen. Doch im Gegensatz zu allen Unkenrufen ist unser Fahrer super nett, plaudert die ganze Fahrt mit uns und bringt uns auf dem kürzesten Weg zum vereinbarten Preis zu unserem Hostel. Dort müssen wir erstmal etwas Schlaf nachholen, denn die Nacht auf den Flughafenstühlen war nicht so erholsam und gleich danach kommt der Hunger.
Unsere Recherchen haben ergeben, dass es ganz in der Nähe von unserem Hostel ein österreichisches Restaurant gibt. Nichts wie hin!!! Denn die deutsch-österreichische Küche fehlt uns schon ein wenig. Als wir dann im “Vienna“ sitzen, fühlt es sich ein bisschen an wie Kurzurlaub in der Heimat und man vergisst für eine Weile, dass man weit weg von zu Hause ist. Das Essen ist hervorragend, die Speisekarte lässt keine Wünsche offen und als Gruß aus der Küche gibt es Obatzter mit Schwarzbrot. Richtiges leckeres Schwarzbrot … ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was das für uns bedeutet. Wenn wir bisher irgendetwas auf dieser Reise vermisst haben, dann ist es ein gutes, dunkles Brot. Ganz klar, dass dies nicht unser letzter Besuch bleibt. Der österreichische Chef höchst persönlich trinkt mit uns ein Schnäpschen und erzählt uns von seinen 30 Jahren bolivianischer Erfahrung. Er kennt sich in ganz Südamerika ziemlich gut aus und wir philosophieren ein wenig über die verschiedenen Mentalitäten. Der Chilene ist ruhig und diszipliniert, der Argentinier laut und freundlich und der Bolivianer besitzt die Ruhe des Chilenen und die Freundlichkeit der Argentiniers. Paul wäre es lieber, wenn die Bolivianer die Disziplin der Chilenen hätten, denn er beklagt das Chaos, das hier überall herrscht. Wir lieben das Chaos auf den Straßen, es ist bunt und wild und wir fühlen uns sofort wohl, aber es ist bestimmt anders, wenn man hier lebt. Eigentlich besteht der wüste Straßenverkehr fast nur aus sogenannten Colectivos, dass sind kleine Busse, die überall quer durch die Stadt fahren und die Leute von A nach B bringen. Leider haben wir nicht ganz durchschaut, wie das funktioniert. Es gibt keine Haltestellen oder Fahrpläne, wie die Menschen herausfinden, in welchen Bus sie steigen müssen, um an das gewünschte Ziel zu kommen, ist uns ein Rätsel. Aber als Andreas bei einem besonders schönen Colectivo den Fahrer fragt, ob er ein Foto machen kann, ist dieser sichtlich stolz. In den nächsten Tagen genießen wir den Aufenthalt in der Stadt, schlendern durch die Gassen, Essen sehr gut, verbringen viel Zeit in unserem Lieblingscafe „Higher Ground“ und wir fahren mit der Seilbahn in die Berge hoch über der Stadt. Die Seilbahnen haben je nach Linie verschiedene Farben und sind vergleichbar mit den U-Bahnen in Deutschland, denn es fahren hauptsächlich Einheimische auf dem Weg zur Arbeit damit. Außerdem versorgen wir euch noch mit ein paar Blogbeiträgen und planen unsere Reise durch Mexiko. Uns gefällt es so gut in La Paz, dass wir unseren Aufenthalt noch um zwei Tage verlängern und da es auf dieser Reise der einzige Stopp in Bolivien ist, steht fest – hier müssen wir nochmal her um den Rest des Landes zu erkunden.