Da sind wir nun, in Mexiko, auf der Halbinsel Yucatán, in der Küstenstadt Cancún. Bis vor kurzem waren wir uns noch gar nicht einig, ob wir dieses Land wirklich besuchen werden. Andreas konnte sich nicht so recht entschließen und in Kerstins Kopf stand es fest auf dem Reiseplan. Doch unser Freund Gerhard hat es geschafft, uns seine ehemalige Heimat so schmackhaft zu machen, dass wir heute tatsächlich hier gelandet sind. Und wir können euch schon mal einen Blick in die Ferne gönnen – wir sind beide so begeistert, dass es Mexiko auf unsere Favoritenliste geschafft hat. Wenn man im Internet Infos über dieses Land sucht, stößt man unweigerlich immer wieder auf Horrormeldungen von Überfällen, Drogenkrieg und auf diverse Sicherheitswarnungen. Wir finden, damit wird man diesem Teil der Erde nicht gerecht, denn Mexiko hat wesentlich mehr zu bieten als Kriminalität. Sicher sind die Meldungen nicht falsch, aber vielleicht manchmal ein bisschen überspitzt. Die Leute stehen hier nicht an jeder Ecke mit der Waffe in der Hand und warten, bis sie jemanden überfallen können. Wir erleben ein Land, voller netter Einwohner, die uns gegenüber immer aufgeschlossen, respektvoll, höflich und hilfsbereit sind und denen es sehr wichtig ist, dass wir uns hier wohl fühlen. Die Natur ist so vielfältig, dass man ins Schwärmen geraten muss. Karibikstrand, Dschungel, Berge, Städte und die Golfküste, all diese Dinge konnten wir bewundern. Und auch Kunst und Kultur sind so einzigartig und abwechslungsreich, dass man an jeder Ecke etwas Neues entdecken kann.
Doch lasst uns von vorn beginnen, bei unserer Ankunft in diesem wunderbaren Land. Gleich am Flughafen mieten wir uns ein Auto und machen uns direkt auf nach Tulum. Das kleine Apartment, das wir in den nächsten Tagen bewohnen werden, vermietet uns ein Deutscher … upps, und obendrein noch ein Nürnberger, wie sich bei der Begrüßung herausstellt. Patrick hat vor ein paar Jahren eine ganz ähnliche Reise gemacht, wie wir es jetzt tun und ist hier an der mexikanischen Karibikküste hängen geblieben. Das wundert uns keineswegs, denn hier ist es wahrlich schön. Zuerst schauen wir uns ein bisschen in Tulum um, auf der Hauptstraße geht es sehr touristisch zu, es gibt jede Menge Geschäfte, Kneipen und Urlauber, doch wir finden den Weg in die Nebenstraßen und genießen erstmal die echte mexikanische Küche. Schnell stellen wir fest, dass es hier jede Menge zu entdecken gibt, da heißt es, nicht viel Zeit verlieren und auf zur ersten Maya-Stätte. Die Besonderheit dieser Anlage ist die Lage direkt am Meer, vermutlich war dies ein wichtiger Ort für die Maya, um Handel zu treiben. Außerdem diente das religiöse Zentrum auch zur Beobachtung des Sternenhimmels, an solchen Plätzen wurde das historische Kalendersystem der Maya erstellt. In esoterischen Kreisen hat man ja gerne anhand dieses Kalenders den Weltuntergang für das Jahr 2012 vorausgesagt – da können wir ja froh sein, dass sich die Esoteriker da geirrt haben. Die Anlage ist wunderschön. Das Schloss, der „Tempel des Herabsteigenden Gottes“ oder der „Tempel des Windes“, Palmen und Leguane und im Hintergrund das Meer … all das gibt uns schnell das Gefühl, gleich kommt Indiana Jones um die Ecke.
Ein echtes Highlight ist für uns der Besuch unserer ersten Cenote. Das sind mit Süßwasser gefüllte Höhlen, die für die Maya eine immense Bedeutung hatten. Anders als bei anderen Hochkulturen, die sich beispielsweise an Nil oder Ganges entwickelten, hatten die Maya keinen oberirdischen Fluss, der sie mit Wasser versorgte. Tausende dieser Cenoten gibt es hier im Gebiet der alten Mayakultur und da ohne diese Wasserversorgung das Leben hier wohl gar nicht möglich gewesen wäre, bezeichnet man sie oft als „großen Strom der Maya“. Die Maya selbst glaubten, dass die Höhlen die Münder ihres Regengottes Chac sind, der die Unterwelt bewohnt, somit hatten diese natürlichen Brunnen auch eine bedeutende Rolle in ihrer Religion. Heute kann man in einigen dieser Cenoten schwimmen, schnorcheln oder tauchen. Obwohl das Planschen im kühlen Nass ja nicht so zu unseren Lieblingsbeschäftigungen gehört, lassen wir uns das Bad in dieser heiligen Stätte nicht entgehen. Es ist schon ein ganz besonderes Gefühl in dieser Höhle zu schwimmen, das Wasser ist glasklar, es schimmert in allen möglichen Blau- und Grüntönen, es ist eine angenehme Erfrischung, bei den heißen Temperaturen, die gerade herrschen und neben uns paddeln kleine Schildkröten umher. Dies bleibt auf keinen Fall der letzte Besuch in einer Cenote.
Natürlich gibt es auch einen Besuch am Strand, wenn wir schon mal in der Karibik sind, müssen wir auch das Feeling mitnehmen. Ausgerüstet mit Badesachen und Handtüchern lassen wir uns im weißen Sand im Schatten einer großen Palme nieder und beobachten das Treiben. Wir sind überrascht, denn es gibt gar nicht so viele Besucher, wie wir erwartet hatten. Nur ein paar Schönheiten räkeln sich in der Sonne und einige Verkäufer laufen laut rufend an uns vorbei und bieten Eis, Getränke und alle möglichen Naschereien an. Uns wird aber wieder ganz schnell klar, am Strand können wir uns nur langweilen und auch das türkisblaue Meer kann uns nicht locken. Aber niemand kann uns vorwerfen, wir hätten es nicht versucht. Zum Glück ticken wir da beide gleich – nicht auszudenken, wenn einer von uns stundenlang am Strand rumliegen wöllte. So sind wir uns wenigstens einig und ziehen beide trocken wieder von dannen.