Um der Hitze wenigstens etwas zu entgehen, starten wir am frühen Morgen unsere Fahrt nach Palenque, ausgerüstet mit viel Wasser und einem Picknick machen wir uns auf den Weg. Nach ein paar Stunden meldet sich dann auch der erste Hunger und wir würden gerne einmal anhalten und einen kleinen Imbiss zu uns nehmen, doch entlang der Straße gibt es weit und breit keine Möglichkeit für einen Stopp. Irgendwann knurrt der Magen dann so sehr, dass wir einfach am Straßenrand an einem Waldweg stehen bleiben. Nach zwei Minuten hält ein Auto, der Fahrer steigt aus und fragt uns, ob alles in Ordnung ist oder ob wir Hilfe brauchen. Jetzt sehen wir auch, dass es die Pannenhilfe ist. Das ist ja mal richtig nett, wir machen zwar nur eine Pause, aber hätten wir Hilfe gebraucht, wäre sie nach zwei Minuten schon zur Stelle gewesen. Schnell machen wir uns über unser Essen her, es ist allerhöchste Zeit, denn sonst wird einer von uns ungemütlich. Alles wird auf unserem Schoß ausgebreitet und als wir uns gerade so schön unsere Leckereien hineinstopfen, hält direkt hinter unserem Auto ein Polizeiwagen. Na Prost Mahlzeit! Was kommt denn jetzt auf uns zu? Mit der Hand am Holster kommen die beiden Polizisten langsam auf uns zu und schauen ernst auf der Fahrerseite in das Auto. „¿Qué están haciendo aquí?“ Na wonach sieht es denn aus, wir machen eine Brotzeit. Das sagen wir natürlich nicht, dass denken wir uns nur. Als die beiden unsere ganzen Fressereien auf unserem Schoß erblicken, entspannen sie sich ganz schnell. Zwei deutsche Touris futtern sich am Straßenrand die Bäuche voll. So etwas haben sie offensichtlich noch nicht gesehen, denn sie müssen beide grinsen. Ganz freundlich bitten sie uns, unser Mahl so schnell wir möglich zu beenden und weiterzufahren. Als sie zu ihrem Auto zurücklaufen, amüsieren sie sich köstlich, keine Ahnung was sie erwartet haben, aber bestimmt kein Picknick. Natürlich leisten wir der Aufforderung Folge, aber erst nachdem wir satt sind. Dies bleibt nicht der letzte Polizeikontakt auf dieser Fahrt, noch zwei Mal werden wir angehalten. „Führerschein bitte! Wo kommen Sie her? Sie können weiterfahren!“ Und das immer ausgesprochen freundlich. Wir sind ein bisschen überrascht, da haben wir über die Polizeibeamten in Mexiko ganz andere Sachen gehört und haben uns schon auf ein Schmiergeld vorbereitet. Aber das werden wir auf unserer ganzen Reise durch Mexiko nicht brauchen.
Am späten Nachmittag kommen wir in der quirligen und lebendigen Stadt Palenque an. Doch unsere Unterkunft liegt außerhalb, wir werden die nächsten Tage mitten im Dschungel verbringen. Unser Apartment ist riesig und das Beste ist, es hat drei Panoramafenster, so dass wir direkt in den Urwald schauen können. Die Hitze lässt sich hier ganz gut vertragen, denn dank der Gaze, können wir alle Fenster offen lassen und es weht immer ein leichter Wind durch unsere Suite. Unsere erste Nacht ist ziemlich aufregend, denn nach ein paar Stunden Schlaf, werden wir in den frühen Morgenstunden von ganz eigenartigen Geräuschen geweckt. Die Brüllaffen sind erwacht und hier ist der Name wirklich Programm. Da hält uns erstmal nichts mehr im Bett, bei so einem ohrenbetäubenden Lärm. Auch wenn es bei tiefer Nacht erstmal etwas gruselig klingt – Angst müssen wir keine haben, denn es handelt sich hier zum Glück um Pflanzenfresser. Diese Geräusche werden uns wohl immer in Erinnerung bleiben, denn obwohl die vielen Vögel und Brüllaffen nicht so leicht zu erspähen sind, hören kann man sie hervorragend.
Hier gibt es mal eine kleine Kostprobe von den Dschungelgeräuschen. Leider wissen wir nicht genau, ob ihr alle diese Audiodatei abspielen könnt. Wenn es nicht klappt, dann schickt uns doch bitte eine Nachricht welchen Browser ihr benutzt.
Was dem Deutschen seine Schlösser und Burgen, sind in Mexiko die Ruinen der Maya. In Palenque finden wir die Ruinen einer ehemaligen Metropole, die heute zum Unesco Weltkulturerbe gehören. Obwohl erst ein Bruchteil der ehemaligen Stadt freigelegt ist, kann man gut zwei Tage auf der riesigen Anlage verbringen. Die Gebäude mit ihren Nischen, Dachkämmen und detailreichen Stuckreliefs schmiegen sich elegant und anmutig an die grünen Hügel des Hochlands. Die Ruinen sind gut besucht, doch in den frühen Morgenstunden bleibt noch genug Raum, um alles zu genießen und ein paar schöne Fotos zu machen. Ein echtes Rätsel bleiben für uns die hohen Stufen der Tempel, da muss sich beim Besteigen ein hochgewachsener Mitteleuropäer ganz schön strecken. Bei der Tatsache, dass die Menschen früher noch ein Stück kleiner waren als heute, ist das Ganze schon ziemlich verwunderlich. Vielleicht hatten ja da die Außerirdischen ihre Hände im Spiel, die angeblich in Palenque zu Besuch waren. Mythen und Geschichten, bei denen jeder selber entscheiden muss, ob er sie für möglich oder unmöglich hält, gibt es hier genügend. Fakt ist, dass viele Skulpturen von den spanischen Eroberern zerstört wurden. Da spielten Angst und Gier eine große Rolle, denn Angst hatten die Spanier wohl vor den Skulpturen, da sie diese für Dämonen hielten und viele Köpfe solcher Skulpturen wurden zerstört, weil der Südeuropäer darin Gold vermutete. Das ist zwar jetzt schon ein halbes Jahrtausend her, aber Angst und Gier sind auch heute noch Ursache großen Übels, da wollen die Menschen einfach nichts dazulernen, obwohl sie sich heute für viel schlauer halten.
Die Anlage ist wunderschön und lädt auch zum längeren Verweilen ein, man kann in den Dschungel gehen, um einige Tiere zu beobachten, zu einem kleinen Wasserfall laufen oder sich eine Mango vom Baum pflücken und ein Päuschen im Schatten machen. Für Letzteres entscheidet sich Kerstin und lernt dabei Josue kennen. Kinder sind einfach großartig, viel zu neugierig um ängstlich zu sein, nimmt der kleine Mann neben ihr Platz und plappert auf sie ein. Josue ist neun Jahre alt, hat einen älteren Bruder, der in Deutschland lebt, liebt Fußball und findet die Schule grässlich. Seine Mutter sitzt ein paar Meter entfernt und ruft ihrem Sohn immer zu, dass er Englisch sprechen soll, es wäre eine gute Gelegenheit zum Üben. Für Josue eine blöde Idee, er lernt zwar Englisch in der Schule, kann sich aber die Wörter immer nicht merken und warum auch, die Unterhaltung ist ja ganz hervorragend und dort wo die Vokabelkenntnisse versagen, benutzt man die universelle Sprache mit Händen und Füßen. Das war eine wirklich erfrischende Begegnung.