Ja es gibt uns noch und wir sind auch noch auf Reisen, aber mit der Ankunft in den Staaten war es vorbei mit dem Bloggen. Zum Glück verdienen wir damit nicht unser Geld, sonst könnten wir jetzt schon so manchen Traum fahren lassen. Es gibt verschiedene Gründe, warum wir uns so lange nicht gemeldet haben. Die USA ist riesig und es gibt sooo viel zu sehen, da denkt man plötzlich nur noch ans genießen. Außerdem haben wir uns nach einer gewissen Zeit entschieden, einen echten Roadtrip zu machen. Heißt – wir haben uns ein großes Auto gemietet, fahren seit fast drei Monaten von Campground zu Campground und schlafen im Auto. Da wir recht selten in großen Städten unterwegs sind und die Netzabdeckung in den Staaten eine mittlere Katastrophe ist, gab es selbst bei unserem guten Willen, euch mit Neuigkeiten zu versorgen, keine Möglichkeit. Gerade sind wir in Las Vegas und da es hier tagsüber so um die 45° C hat, machen wir die Nacht zum Tage und umgekehrt. Eine gute Gelegenheit, mal wieder etwas von uns zu berichten. Und wir starten mit der Stadt, die niemals schläft.

„Wollen wir New York City sehen oder nicht?“ Das war die Frage, die wir uns schon vor dem Start unserer großen Reise gestellt haben. Eigentlich liegt unser Interesse mehr an der Westküste der Vereinigten Staaten. Doch Freunde von uns, die sich schon vor langer Zeit in diese Stadt verliebt haben und immer wieder ins Schwärmen geraten, sorgten dafür, dass wir heute hier landen. Erst einmal ist es spannend für uns, wie sich die Einreise in die USA gestaltet. Man liest ja immer wieder, dass es da zu großen Schwierigkeiten oder stundenlangen Verhören kommen kann. Doch nichts der Gleichen geschieht, keine Taschenkontrolle beim Check-In in Mexiko, keine Taschenkontrolle beim Check-Out in NYC. Wir stehen so schnell mit unseren Rucksäcken mitten in der Stadt, dass wir es selbst kaum glauben können. Lustig war nur die Begegnung mit dem Beamten, um unseren Einreisestempel zu bekommen. Nachdem wir die letzten drei Monate fast ausschließlich auf Spanisch kommuniziert haben, kam Kerstin „bueno“ und „si“ viel leichter über die Lippen, als die englische Version. Der Herr am Schalter war sichtlich verwirrt. Hatte er nicht gerade im Pass gelesen, dass er eine deutsche Staatsbürgerin vor sich hat? Sicherheitshalber fragt er nochmal nach, aus welchem Land Kerstin nun komme und schlägt erneut den Pass auf, zieht verwundert die Augenbrauen nach oben und lässt uns dann passieren. „Warum zum Teufel spricht die Deutsche spanisch mit mir?“ Das oder ähnliches konnte man auf seinem Gesicht ablesen. Andreas ist sichtlich froh, dass jetzt wieder Englisch gesprochen wird. Er kann die Schilder wieder lesen, die Menschen verstehen und ohne Kerstins Hilfe kommunizieren. Na dann … auf ins Getümmel. Wir kaufen uns ein U-Bahn-Ticket für sieben Tage und fahren Richtung Brooklyn. Hier werden wir die nächste Woche zusammen mit Marc in seiner Wohnung verbringen und es wird eine geniale und unvergessliche Zeit für uns. Er ist hier geboren, sozusagen ein New Yorker-New Yorker und wir bekommen jede Menge Tipps von ihm. Außerdem erhalten wir so auch einen Einblick, wie es ist, hier wirklich zu leben. Marc hat einen guten Job und trotzdem reicht das Geld gerade so, um sich die Miete zu leisten und ab und zu mit Freunden wegzugehen. An Urlaub oder eine längere Reise ist da nicht zu denken, bei den Mietpreisen hier, ist das Leben im teuren München vergleichsweise preiswert. Aber die Stadt verlassen kommt erst in Frage, wenn gar nichts anderes mehr geht. Und das können wir gut verstehen, denn wir machen uns gleich den nächsten Tag auf, um einen Teil der Stadt zu erkunden und sind vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen. Sie ist riesig und hat ähnlich viele Einwohner wie Mexiko City, doch irgendwie scheint hier alles etwas sortierter. Obwohl man hier eines der größten U-Bahn-Netze der Welt findet, ist es wirklich einfach, sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewegen, alles ist gut und verständlich ausgeschildert und unser erstes Ziel ist Downtown Manhattan. Als wir aus dem U-Bahntunnel treten, stehen wir mittendrin und unser erster Blick wandert nach oben. Wow … Wolkenkratzer über Wolkenkratzer. Wir stehen direkt vor dem United State Courthouse, das in den 1930er Jahren gebaut wurde. Damals war es mit ca. 180 m eines der höchsten Gebäude in NYC, heute wird es von vielen anderen Häusern überragt. Direkt hinter uns, in einem kleinen Park, ist ein Filmteam zugange und dreht wohl eine Szene für den nächsten Blockbuster. Wir laufen Richtung Brooklyn Bridge, denn wir wollen natürlich wie alle Touris einmal dieses berühmte Bauwerk überqueren. Ende des 19. Jh. war sie die längste Hängebrücke der Welt und sie verbindet noch heute den Stadtteil Brooklyn mit der Sehnsuchtsinsel Manhattan, die für viele Menschen der Inbegriff eines besseren Lebens ist. „If I can make it there, I`ll make it anywhere“ (Wenn ich es hier schaffe, schaffe ich es überall) sang Frank Sinatra und offensichtlich scheint der Satz auch heute noch für viele eine Bedeutung zu haben. Hier tummeln sich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Von Leuten, die so aussehen, als hätten sie es schon geschafft, bis hin zu denen, die es wohl ewig versuchen werden. Aber wenn man sich irgendwo den Weg vom Tellerwäscher zum Millionär vorstellen kann, dann ist es wohl hier. Die Stadt versprüht einen ganz eigenen Geist und irgendwie scheint er hier greifbar nah, der Amerikanische Traum vom sozialen Aufstieg. Wir wollen keine Millionäre werden, wir wollen nur die Stadt erkunden und so viel wie möglich von den positiven Schwingungen mitnehmen, die wir hier spüren. Wir schlendern durch die Häuserschluchten und kommen an so vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. City Hall, Ground Zero, One World Trade Center, Charging Bull, Broadway, Wall Street, New York Stock Exchange und und und. Am East River lassen wir dann unseren Tag langsam ausklingen und mischen uns unter die vielen New Yorker, die in den Bars entlang des Piers ihr Feierabendbier genießen.

Am nächsten Tag steht Midtown auf unserem Programm, wir starten erst relativ spät, da wir heute einmal New York bei Nacht erleben wollen. Unser erstes Ziel ist Grand Central Terminal, hier checken wir die Bedingungen für unsere Weiterreise aus und schauen uns in diesem wirklich schönen Bahnhofsgebäude um. Und dann geht es wieder auf die Straße, vorbei am Empire State Building bis zur St. Patricks Kathedrale. Da gibt es gerade die Abschlussfeier von den diesjährigen Collageabsolventen und als sich die Massen vor der Kirche dann auflösen, können wir auch einen Blick ins Innere werfen. Die mit weißem Marmor im neugotischen Stil gebaute Kathedrale ist wirklich ein Hingucker, vielleicht eine der schönsten Kirchengebäude, die wir je betreten haben. Gleich um die Ecke befindet sich M&M-World, über drei Stockwerke verteilt, gibt es hier Schachteln und Döschen mit den bunten Schokolinsen – ein bisschen spinnen sie schon die NYer. Und plötzlich stehen wir mitten am Times Square – Oh mein Gott, sind hier viele Menschen und noch mehr kunterbunte Reklameschilder und Autos. Das Gewusel fühlt sich an, wie eine riesengroße Party. Hier treffen sich alle: Reiche, Arme, Schöne, Gewöhnungsbedürftige, Spinner, Verrückte und wir mitten drin. Wenn man ein besonders teuren Schlitten oder irgend ein außergewöhnliches Gefährt hat, muss man mindestens einmal am Tag den Times Square entlang fahren. So scheint es jedenfalls, denn wenn man sich eine Weile am Straßenrand niederlässt und das Ganze beobachtet, begegnet einem so manche Kuriosität.

Wenn man dann einmal angefangen hat, New York bei Nacht zu genießen, kommt man aus dem Kreislauf schlecht raus. Spät ins Bett, lange schlafen und eh man dann so in die Gänge kommt, ist es schon fast wieder Abend. Zum Glück stimmt der Spruch und hier ist 24 Stunden, sieben Tage die Woche Party angesagt. Natürlich bestaunen wir auch die Skyline von Manhattan bei Nacht. Doch vorher gibt es noch einen ausgiebigen Spaziergang. Auf der Williamsburg Bridge, die direkt vor unserer Haustür liegt, überqueren wir den East River, dann eine kleine Runde durch die Lower East Side und auf der Manhattan Bridge wieder zurück. Vom Main Street Park aus hat man dann einen hervorragenden Blick auf die Manhattan Skyline und wir warten bis zum Sonnenuntergang. Das ist schon eine Show, wenn in den Wolkenkratzern so langsam die Lichter angehen und nach Sonnenuntergang alles hell erleuchtet bleibt. Noch ein letztes Mal überqueren wir den Fluss auf der Brooklyn Bridge, genießen die Nacht in Manhattan und zurück geht es dann mit der U-Bahn. Das klingt vielleicht nach einem kurzen Spaziergang, aber wer schon mal in NYC war, der weiß, eine Brücke zu überqueren, kann schon mal eine halbe Stunde in Anspruch nehmen und als wir in der Nacht zu Hause ankommen, sind unsere Füße ganz schön lahm.

Was darf bei einem Besuch in NYC nicht fehlen? Richtig, die Freiheitsstatue muss man natürlich auch mal besichtigt haben. Wenn man mit dem Schiff in die Stadt kommt, ist es wohl die erste Sehenswürdigkeit, die man zu sehen bekommt. Das riesige Symbol der Freiheit, das seit Ende des 19. Jh. auf Liberty Island steht. Wir schenken uns den Besuch auf der Insel, denn wir haben nur wenig Lust mit Unmengen von Touristen anzustehen. Also nehmen wir die Staten Island Ferry und fahren an der römischen Göttin der Freiheit vorbei, um sie von Weitem zu betrachten. Im Battery Park gibt es dann zum Ausklang des Tages noch einen tollen Sonnenuntergang zu bestaunen.

Es gibt jede Menge Möglichkeiten, einen Blick von oben auf die Stadt zu werfen, wir entscheiden uns, dies vom Empire State Building aus zu tun. Bis 1972 war es das höchste Gebäude der Welt und in der Stadt selbst, wird es nur vom One World Trade Center überragt. Heute sind wir recht früh dran, denn da ist der Andrang noch nicht so groß und wir haben Glück, ohne Anstehen geht es direkt in den Fahrstuhl und 320 m nach oben. Während der Fahrt sieht man ein Video vom Bau des Hauses und es macht den Anschein, als wird das Gebäude gerade um einen herum aufgebaut. Da muss man zwangsläufig an das berühmte Bild von den 11 Mohawk Indianern denken, die in luftigen Höhen ihre Mittagspause auf einem Stahlträger machen. Und plötzlich ist man oben und kann NYC in alle Richtungen bestaunen – aber alles gut festhalten, der Wind bläst kräftig hier oben.

So und dann schnell wieder auf den Boden zurück und ab in die grüne Lunge von NYC. Der Central Park wird täglich von bis zu 500.000 Menschen besucht. Aber keine Angst, es bleibt trotzdem gemütlich, denn er bietet mit seinen 350 Hektar jede Menge Platz.

Und dann ist er da, unser letzter Tag in dieser aufregenden Stadt und wir sind schon ein bisschen traurig, weiterziehen zu müssen, denn wir finden NYC ziemlich cool und werden mit Sicherheit wiederkommen – denn einmal New York – immer New York. Aber das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss und uns fehlt ja noch die große Show. Viele besuchen eine Musical- oder Theatershow am Broadway. Wir haben da etwas ganz anderes vor, denn wie der Zufall so spielt, gibt heute an unserem letzten Tag Depeche Mode ein Konzert in Brooklyn. Seit unserer frühesten Jugend lieben wir die Musik dieser Band und haben über die Jahre auch schon unsere Kinder damit infiziert. Zwei Konzerte haben wir schon in Deutschland gesehen, heute wollen wir wissen, wie New York rockt. Die Karten hat Marc uns schon vor unserer Ankunft besorgt, denn so ein Demo-Konzert ist gewöhnlich schnell ausverkauft. Mehr als pünktlich sind wir am Barclays Center und sind erstmal etwas erschrocken, kaum Menschen hier. Oh mein Gott – das wird doch kein Reinfall werden. In der Halle dann der zweite Schock, ein Demo-Konzert mit Sitzplätzen und eine riesige Halle mit einer Hand voll Leute. Na gut, jetzt heißt es abwarten und Bier trinken. Als die ziemlich lahme Vorband ihren Auftritt hat, ist die Halle immer noch fast leer. Hmm, mögen die New Yorker Depeche Mode nicht? Weit gefehlt – kurz vor Beginn ist die Halle brechend voll und als Dave Gahan dann endlich die Bühne betritt hält es keinen einzigen Zuschauer mehr auf seinem Stuhl. New York rockt und wir mittendrin. Was kann man da noch sagen? It was a fucking great Show!

 

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