Auf ca. 1300 km² erstreckt sich im Bundesstaat Wyoming der Grand Teton Nationalpark. Herzstück ist die Teton Bergkette, die sich ohne Vorgebirge 2000 m aus der Ebene erhebt und vom Grand Teton, einem rund 4000 m hohem Berg, gekrönt wird. Ganz klar, dass wir uns hier niederlassen. Schon früh am Morgen sind wir vor Ort, wir wollen uns als erstes ein Plätzchen für die nächsten Tage sichern. Im Norden werden wir fündig, ein günstiger Ausgangspunkt um den nahegelegenen Yellowstone Nationalpark gleich mit zu erkunden. Nachdem wir das Basislager eingerichtet und uns einen ersten Überblick verschafft haben, geht es mit dem Auto durch den Teton. Halleluja – wenn wir könnten, würden wir Loblieder singen. Wälder, grüne Wiesen, spiegelglatte Seen und im Hintergrund sieht man immer die mächtige, leicht mit Schnee bedeckte Bergkette – wirklich atemberaubend schön. Inmitten dieser phänomenalen Landschaft können wir die ersten Grizzlybären beobachten, natürlich mit einem respektablen Sicherheitsabstand, der für eindrucksvolle Fotos zu groß ist, aber wir haben sie gesehen. Ganz nahe zieht eine Herde Bisons vorbei. Da kann einem schon etwas mulmig werden, wenn diese riesigen Büffel direkt vor der eigenen Nase durch das Grasland streifen. Zum Glück ernähren sie sich ausschließlich vegetarisch und zeigen an uns Menschen keinerlei Interesse, trotzdem bleiben wir immer in Habachtstellung, falls mal ein Tier den Kurs ändert. Wandern und Bergsteigen im Sommer, Langlauf oder eine Fahrt mit den Schlittenhunden im Winter – dieser Park hat einiges zu bieten. Doch bei Temperaturen von 41 Grad Celsius steht uns nicht der Sinn nach Aktivität. Wir genießen Natur und Tiere ganz in Ruhe und ohne viel Körpereinsatz.

Am nächsten Tag fahren wir über den Südeingang in den Yellowstone Nationalpark. Mit seinen ca. 9000 km² Fläche gehört der NP zu den größten der USA und er ist der älteste der Welt. Heute konzentrieren wir uns auf den westlichen Teil des Parks. Schnell zeigt sich, was es bedeutet auf einem Supervulkan herumzuspazieren. Etwa 8 km unter uns verbirgt sich eine riesige Magmakammer, das herabfließende Wasser aus den Bergen versickert im Lavagestein, wird erwärmt und in Form von heißen Quellen, Geysiren und blubbernden Schlammlöchern wieder zu Tage befördert. Überall brodelt und qualmt es, giftige Dämpfe stehen in der Luft und direkt vor dem Yellowstone Lake zeigen sich heiße Quellen und Schlammtöpfe in den schönsten Farben. 62 % sämtlicher weltweit existierender Quellen liegen in diesem Park und wir stehen gerade mitten drin. Angesichts dieses Anblicks stockt einem der Atem nicht nur wegen der Schwefeldämpfe. Umgeben ist diese lebensfeindliche Welt von grünen Wiesen, Wäldern, Flüssen und großen Tieren. Wir schaffen es bis in den Norden des Parks und schauen uns dort den Tower Fall an, bei dem das Wasser des Tower Creek 40 m in die Tiefe stürzt. Auf dem Rückweg bekommen wir dann zu unserer großen Freude noch eine Grizzly-Mama mit ihrem Nachwuchs zu sehen.

Am zweite Tag zeigt uns der Park ein ganz anderes Gesicht. Wir besuchen den Old Faithful, einer der bekanntesten Geysire der Erde. Schon in seinem Namen „der Getreue“ steckt die Besonderheit , denn seine Wassersäule, die bis zu 55m in die Höhe schießt, tritt so regelmäßig auf, dass manche Leute behaupten, man könnte nach ihm seine Uhr stellen. Das ist nicht ganz die Wahrheit, denn der nächste Ausbruch, kann höchstens mit einer Genauigkeit von fünf Minuten vorausgesagt werden und ab und an, muss man auch mal 20 Minuten auf die Vorstellung warten. Mit einer Komplizierten Formel, bei der verschiedene Parameter berücksichtigt werden, berechnet das Besucherzentrum die nächste Ausbruchszeit. Zwischen zwei Eruptionen liegen 30 bis 120 Minuten. Wir haben Glück, bei Ankunft brauchen wir nur ca. 10 Minuten warten und sind nicht unbeeindruckt vom Schauspiel, das uns geboten wird. Dennoch wird unser großes Highlight an diesem Tag der Besuch bei den Sinterterrassen. Die im heißen Quellwasser enthaltenen Minerale lagern sich ab, wenn sie an die Oberfläche geraten und hinterlassen echte Kunstwerke, an dessen Farben und Formen man sich kaum satt sehen kann. Auf dem Rückweg zu unserem Basislager gibt es noch einen Abstecher zur Canyon Village Area und dort blicken wir in tiefe Schluchten und auf große Wasserfälle und zum Abschluss können wir noch einen Schwarzbären beim herumtollen auf einer Wiese beobachten. Ein wirklich gelungener Tag.

Nach den vielen Eindrücken der letzten Tage steht erstmal wieder etwas Arbeit an, Einkaufen, Wäsche waschen, Finanzen kontrollieren, unseren ganzen Hausrat verstauen und ein letztes Barbecue, denn morgen geht es wieder auf die Piste in Richtung Westen. Nächstes Etappenziel ist der Crater Lake im Süden von Oregon. Auf dem Rückweg kommen wir schon an einigen kleinen Vulkanseen vorbei, an denen wir uns ab und an mal ausruhen und die Beine baumeln lassen. Bei soviel Nichtstun ist es doch wieder mal höchste Zeit, unsere Pläne über den Haufen zu werfen. Eigentlich haben wir uns einen Camper reserviert, den wir in ein paar Tagen abholen müssen, aber irgendwie passt uns das gerade nicht in den Kram. Wir müssten uns jetzt ganz schön sputen, um rechtzeitig am Ausgabeort zu sein. Stress! – Wer braucht das schon? – Wir gerade nicht und das Leben im Auto gefällt uns ganz gut, da investieren wir doch lieber noch in ein bequemes Bett, in Form einer Matratze und lassen uns nicht von Terminen drängen. Ziel der Übung ist ja schließlich, die Welt in entspannter Atmosphäre zu entdecken und darin sind wir mittlerweile Profis.

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