Heute grüßen wir euch aus Australien. Ja, richtig gelesen – die USA haben wir hinter uns gelassen und jetzt sitzen wir irgendwo an der Küste von Queensland auf einem wirklich idyllischen  Campingplatz vor dem Laptop, um euch von unseren letzten Reisemonaten zu berichten. Mittlerweile macht es auch keinen Sinn mehr, sich dafür zu entschuldigen, dass ihr immer so lange auf Nachricht von uns warten müsst. Es ist wie es ist und besser die Reiseberichte kommen später als nie. Um mal die ein oder andere Frage zu beantworten, die wir mehrmals in den letzten Monaten, Wochen und Tagen gestellt bekommen haben:

Uns geht es hervorragend und wir genießen immer noch jeden einzelnen Tag.

Nein, wir haben kein Heimweh und schon gar keinen Reiseburnout. Mittlerweile ist das Leben auf der Straße und in der Fremde so zu unserem Alltag geworden, dass wir uns kaum noch vorstellen können, mit dem Reisen aufzuhören, denn es ist ein ganz fabelhaftes Leben.

Und keine Sorge, obwohl wir uns jeden Tag 24 Stunden sehen, sind wir uns gegenseitig nicht zu viel. Im Gegenteil, wir sind überglücklich einander zu haben und diese ganzen Erlebnisse miteinander teilen zu können. Das wir ein gutes Team sind, wussten wir schon vorher, jetzt wissen wir, wir sind das perfekte Team.

Ja, wir freuen uns immer noch an allem, was wir zu sehen bekommen und wir haben kein bisschen weniger Lust, einen Berg zu besteigen, den Sternenhimmel zu beobachten, einen Sonnenuntergang zu genießen, auf das Meer hinauszublicken, …

Auch wenn ihr lange warten müsst, ihr werdet alle wichtigen Dinge auf kurz oder lang zu lesen bekommen. Wir führen täglich ein Tagebuch und unsere Eindrücke und Erlebnisse gehen nicht verloren.

So und jetzt gehen wir ein paar Monate, nach New York City und zum eigentlichen Thema zurück.

Nach unserem tollen Konzert von Depeche Mode haben wir nur wenig Schlaf und dann geht es zur Grand Central Station NY, um unsere erste Zugreise mit dem Amtrak anzutreten. Die Reise ist wirklich komfortabel und die Zugbegleiter mehr als aufmerksam und freundlich, außerdem haben sie ein großes Herz für Raucher. Obwohl auf allen Bahnhöfen in den USA das Rauchen verboten ist, gibt es eine Durchsage vor den Stopps, an denen eine Ausnahme gemacht wird. Wenn der Zugbegleiter es ausdrücklich erlaubt, geht man kein Risiko ein und nicht wenige Passagiere nutzen das Angebot und strömen auf den Bahnsteig, um ihrer Sucht zu frönen. Neun Stunden später sind wir am Ziel und stehen vor dem Minibahnhof in Buffalo. Hier gibt es außer einer Wartehalle und einem Ticketschalter nichts. Keine öffentliche Verkehrsanbindung und kein Taxistand. Hmm, wie kommen wir denn nun am schnellsten zum Flughafen, um unseren Mietwagen entgegenzunehmen. Glücklicherweise ist die Dame am Ticketschalter so nett und ruft uns per Telefon ein Taxi. Die Formalitäten bei der Autovermietung sind schnell erledigt und wir stehen in der Tiefgarage. Hier bekommen wir kein bestimmtes Auto, sondern können uns in der Klasse, die wir gemietet haben, die schönste Kutsche aussuchen. Wir überlegen nicht lange, nehmen uns einen Wagen und fahren zu unserer Unterkunft. Dan empfängt uns sehr herzlich, zeigt uns unsere Wohnung im zweiten Stock seines Hauses, die wir uns mit einem jungen englischen Studenten teilen und gibt uns einen Tipp, wo wir am schnellsten etwas Leckeres zu essen bekommen. Zwei Straßen weiter gibt es angeblich den besten Burger in Western New York. Na den wollen wir natürlich probieren. Das kleine Restaurant hat zwar geöffnet, doch die Küche ist schon kalt. Leider zu spät. Wir bekommen eine Empfehlung vom netten Mann hinter der Bar, aber wir schaffen es nicht mehr aus dem Lokal. Am Tresen sitzen vier Männer und schauen sich das Endspiel des Stanley Cups an. Wir lieben Eishockey und die Jungs sind neugierig, wie die zwei Fremden hier in die Vorstadt von Buffalo kommen. Also gibt es genügend Gesprächsstoff für ein Bier und noch ein Bier und noch ein Bier. Es ist lustig und gesellig und unsere neuen Freunde tun alles, damit wir das Lokal nicht verlassen. Der eine geht los und besorgt uns Zigaretten, der andere bestellt uns eine Pizza ins Restaurant – wir haben ja immer noch Hunger – und wir bekommen reichlich Tipps, was wir in der Gegend alles anschauen sollen. Das wir nur zwei Tage bleiben, spielt da keine Rolle, das Programm reicht für zwei Wochen. Am Ende gibt es dann noch eine Einladung für den Samstagabend, denn da steigt eine kleine Party, weil einer der Jungs beim Wetten gewonnen hat. Nachts um ein Uhr stürzen wir ziemlich angetrunken mit einer Familienpizza in der Hand, an der wir die nächsten Tage noch essen werden, zu unserer Unterkunft und fallen ins Bett. Dieses Buffalo gefällt uns ganz gut, auch wenn wir noch nichts gesehen haben. Am nächsten Tag sehen wir auch nicht viel von der Gegend, denn wir müssen erstmal unseren Rausch ausschlafen und verlassen das Haus nur, um einen tollen Grillabend mit Dan zu erleben. Seit über 20 Jahren lebt er schon hier in den Staaten, ursprünglich kommt er aus Mexiko, da haben wir natürlich jede Menge zu erzählen, denn schließlich sind wir ja gerade durch seine alte Heimat gereist. Das Essen ist grandios, der Abend ist sehr kurzweilig und wir quatschen über Gott und die Welt.

Jetzt wird es aber Zeit für ein bisschen Sightseeing, schließlich sind wir nicht nur zum Essen und Trinken nach Buffalo gekommen. Ganz in der Nähe befinden sich nämlich die berühmten Niagara Fälle, die man sowohl von den USA, wie auch von Kanada aus bestaunen kann. Wir können heute nur die eine Seite betrachten, denn Kerstin hat blöderweise ihren Reisepass vergessen und ohne den ist eine Einreise in Kanada nicht möglich. So haben wir mehr Zeit, um diesseits alles genau unter die Lupe zu nehmen. Leider ist das Wetter anfangs nicht so perfekt, aber der Himmel kann uns mit seinem grauen Kleid nicht abschrecken, wir schlendern gemütlich am Flussufer entlang und genießen die Stille, denn es ist gar nicht viel los hier. Eine echte Attraktion, die nicht überfüllt ist, wann bekommt man das schon mal geboten. Eigentlich kann man hier zwischen drei Fällen unterscheiden, die American Falls und die Bridal Veil Falls liegen beide auf der US-Seite, durch die Horseshoe Falls verläuft die Grenze zu Kanada. Hier können wir sie zwar nicht in voller Pracht sehen, aber dafür hautnah erleben und bekommen auch gleich eine gratis Dusche. Wenn wir mal ganz ehrlich sind, kommen uns die Niagara Fälle, im Vergleich zu den großen Fällen in Simbabwe und Argentinien, fast ein bisschen winzig vor. Naja – winzig ist vielleicht schon wieder eine Spur zu übertrieben, aber irgendwie haben wir etwas Größeres erwartet. Natürlich bleibt es trotzdem beeindruckend, wenn die Wassermassen den Felsen hinabstürzen. Wirklich toll finden wir, dass hier alles ziemlich naturbelassen ist. Man kann am grünen Flussufer entlang spazieren, jede Menge Wasservögel beobachten und es ist nicht ganz so zubetoniert, wie auf der kanadischen Seite – aber dazu später. Wem es nach mehr Aktion gelüstet, der macht eine Bootstour auf der Maid of the Mist, die einen ziemlich nah an die Fälle heranbringt. Sehr beliebt ist auch die Cave of the Winds Tour, bei der man mit einem Aufzug nach unten gebracht wird und dann direkt vor dem herabfallenden Wasser der American Falls steht. Wir hatten unsere Dusche ja heute schon und verzichten freiwillig auf beides. Natürlich sind hier in der Gegend nicht nur die Wasserfälle spektakulär, denn wir befinden uns auch bei den Great Lakes, die manch einem vielleicht noch aus dem Geografieunterricht bekannt sein dürften. Eriesee, Huronsee, Michigansee, Oberer See und Ontariosee sind die fünf großen Seen Nordamerikas, die alle durch Flussläufe verbunden sind. Gleich nach dem Besuch der Niagara Fälle suchen wir uns den flächenmäßig kleinsten aus und lassen uns an den Ufern des Ontario nieder. Von hier hat man einen ungebremsten Blick auf die kanadische Stadt Toronto, die am gegenüberliegenden Ufer beheimatet ist.

Den Tag darauf packen wir in aller Frühe unsere sieben Sachen, verabschieden uns von unserem Gastgeber, denn unsere Zeit in Buffalo geht heute schon zu Ende und fahren an die kanadische Grenze – natürlich diesmal mit allen Papieren bewaffnet. Ein Spaziergang über die große Brücke des Niagara, ein bisschen anstellen und warten, dann die Fragen des etwas unfreundlichen Grenzbeamten beantworten und schon stehen wir in einem anderen Land. Der Blick auf die Wasserfälle ist schon toll, frontal können wir alle drei Fälle aus der Ferne bewundern und das Wetter trägt heute auch wieder blau. Was uns weniger gut gefällt, ist der Park selbst, eigentlich nur eine breite, betonierte, lange Straße und unheimlich viele Menschen. Na gut, wollen wir ehrlich bleiben, es gibt in der Nähe auch ein paar Grünflächen, aber es ist lange nicht so idyllisch wie gestern. Also halten wir uns auch gar nicht lange auf, schlendern einmal die Straße entlang, schießen unsere Fotos, statten Herrn Nikola Tesla einen Besuch ab, der als lebensgroße Bronzestatue die Wasserfälle bestaunt, nehmen einen Happen zu essen und kehren Kanada den Rücken. Vielleicht fragt ihr euch jetzt, warum Kanada auf unserer Weltkarte immer noch in blauer Farbe erscheint. Naja, wir waren nur drei Stunden hier und werden dieses Jahr auch nicht zurückkehren und das zählt doch irgendwie nicht. Was nicht heißen soll, dass es nicht weiterhin auf unserer Reisewunschliste steht, ganz sicher werden wir irgendwann auch noch dieses Land genauer erkunden. Heute machen wir lieber noch ein genießerisches Päuschen am Eriesee und spät in der Nacht wartet am Bahnhof ein Zug auf uns, der uns nach Chicago bringt.

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