Jetzt sind wir schon fünf Tage hier, höchste Zeit, um mal wieder Bericht zu erstatten. Dass dieses Leben jetzt ein Jahr unser Alltag sein wird, ist immer noch schwer zu glauben für uns. Aber es fühlt sich auf jeden Fall gut an.
Der erste Weg führt uns zum Strand von Muizenberg, mit seinen bekannten, farbenfrohen Holzhäuschen, in denen man sich ungestört umziehen kann. Da sitzen wir nun, nur wenige Minuten von unserer Unterkunft entfernt, mitten im Sommer, schauen auf den Ozean, hören Weihnachtsmusik und beobachten die Surfer in ihrem Paradies. Und natürlich dauert es nur ein paar Minuten und wir Bleichgesichter haben unseren ersten Sonnenbrand. Da ist absolute Vorsicht geboten.
Muizenberg ist nun für einige Zeit unser Zuhause. Es ist ein, an der False Bay gelegener Vorort von Kapstadt, mit knapp 40 000 Einwohnern und wenn wir auf der Terrasse sitzen, blicken wir auf den Hausberg – den Muizenberg. Nachdem wir uns etwas umgesehen und ein bisschen Proviant für die nächsten Tage gekauft haben, sitzen wir mit Heide auf der Terrasse und machen uns etwas näher bekannt. Gleich im ersten Gespräch erklärt sie uns, hier werden Ingenieure gebraucht, weil die Bahn in einem schlechten Zustand ist und auch Lehrer für die deutschsprachigen Schulen – erste Station und wir sollen gleich da bleiben. Das wird wohl nix.
Nachdem wir unsere neue Hood erkundet haben, wird es Zeit Kapstadt zu besuchen. Mit der Metrorail gibt es eine perfekte Verbindung und das Zugticket für die erste Klasse kostet uns knapp einen Euro pro Person, aber denkt nicht, dass die erste Klasse mit der in Deutschland vergleichbar ist. Bei uns hätte man diese Züge vermutlich schon längst aus dem Verkehr gezogen. Doch das ist für uns nicht wichtig, wir wollen nur in die Mother City. So wird Kapstadt liebevoll überall auf der Welt genannt, nicht zuletzt, weil es die älteste Stadt Südafrikas ist.
Anfangs sind wir überfordert, so viele Menschen, so ein Gewusel und keinen Stadtplan. Also laufen wir erstmal in irgendeine Richtung – das findet sich schon. Es dauert auch gar nicht lange, da stehen wir mitten im ersten Touri-Hotspot, der V&A Waterfront. Hier im Hafenviertel gibt es viel zu sehen, das ist ein buntes Treiben. Wir schlendern über einen Markt, wo es jede Menge afrikanische Souvenirs zu kaufen gibt, schlagen uns die Bäuche im V&A Food Market voll, bestaunen die restaurierten Schiffe in der Werft und Blicken das erste Mal auf den Atlantischen Ozean. Nachdem wir noch ein bisschen durch die Innenstadt geschlendert sind, hat es Andreas auch schon wieder geschafft, sich ohne Stadtplan zurechtzufinden. Wie macht der das bloß?
Zurück geht es wieder mit der Bahn und das ist ein echtes Erlebnis. Hier in der Innenstadt gibt es natürlich nicht nur ein Gleis, wie bei uns in Muizenberg. Es gibt zwar eine Tafel, an der die abfahrenden Züge mit Nummern, Gleisen und Zeiten dran stehen, aber nichts davon stimmt. Irgendwann hört man jemanden laut rufen, dann rennen die Leute hektisch durch die Gegend und finden irgendwie den passenden Zug. Das beobachten wir eine Weile und dann versuchen wir es auch. Wir fragen an den Bahnsteigen, ob der Zug Richtung False Bay fährt. Zum Glück sind die Leute hier sehr freundlich, helfen gerne und irgendwann schiebt man uns in einen Zug. Die Hoffnung ist groß, dass wir den Richtigen erwischt haben, wissen werden wir es erst nach ein paar Stationen … und dann ist klar, wir fahren tatsächlich Richtung Muizenberg. Wann der Zug hier losfährt oder ankommt ist völlig nebensächlich und er bleibt auch gerne mal einfach so auf der Strecke stehen. Für Andreas ist die Zugfahrt wohl das Highlight des Tages. Wie das funktioniert? Keine Ahnung, aber es geht irgendwie. Den verwöhnten Deutschen, die gerne über die DB schimpfen, empfehlen wir mal eine Fahrt mit der Metrorail in Kapstadt.
Der nächste Tag gehört dem Wahrzeichen von Kapstadt. Wir wollen auf den Tafelberg. Die Strecke vom Bahnhof zum Tafelberg zu laufen dauert ca. 1,5 Stunden. Für uns die reine Zeitverschwendung, wir wollen nicht durch die Stadt, sondern auf dem Berg wandern. Eine gelungene Alternative sind die roten Sightseeing-Busse. Die Preise sind erschwinglich, er bringt uns innerhalb von 15 Minuten an unseren Zielort und nebenbei erfahren wir noch etwas über die Sehenswürdigkeiten, an denen wir vorbei fahren. Von den Einheimischen haben wir schon erfahren, dass sich die Tischdecke aus Wolken gerne mitten am Tage über den Gipfel des Berges legt. Also entscheiden wir uns, mit der Seilbahn hinauf zu fahren, um noch einen guten Ausblick zu erhaschen. Der Blick auf die Stadt ist atemberaubend und auch die Flora und Fauna entlang unseres Wanderweges ist wunderschön. Zuckersüß sind die kleinen, frechen Dassies – zu Deutsch auch Klippschliefer genannt, die kommen gleich auf einen zu und schauen dich neugierig an. Vier Stunden haben wir uns Zeit genommen, um bei einer Wanderung den platten Gipfel des Tafelberges zu erkunden, dann kam die versprochene Tischdecke und der Blick war in alle Richtungen versperrt. Ein Ausflug auf den berühmten Tafelberg ist auf jeden Fall ein Muss, wenn man in Kapstadt ist.
Zurück in Muizenberg, gibt es noch einen kleinen Spaziergang am Strand und dann freuen wir uns auf das Lagerchinos. Das haben wir gestern entdeckt, hier können wir in einem gemütlichen Biergarten acht verschiedene Sorten Bier probieren. Genau das Richtige für uns, da kommen wir nicht dran vorbei und schließlich haben wir J.P. versprochen, dass wir uns öfter sehen lassen.