Im Landeanflug auf Puerto Iguazu sehen wir den Fluss, der sich durch einen scheinbar endlosen, undurchdringlichen Regenwald schlängelt. Nachdem wir schon die großen Victoria-Fälle in Simbabwe gesehen haben, sind wir nun gespannt auf die Wasserfälle im Norden Argentiniens. Als wir am Flughafen auf unser Gepäck warten, hören wir plötzlich eine nette junge Frauenstimme neben uns: „Hey ihr seid doch auch aus Deutschland, wisst ihr schon, wie ihr in die Stadt kommt?“ Der Dialekt klingt allzu vertraut in unseren Ohren, da müssen wir doch gleich mal herausfinden, wen wir da vor uns haben. Mandy kommt aus der Nähe von Kerstins alter Heimat und sie ist für einen Monat allein in Südamerika unterwegs. Es ist wirklich schön, weit weg von Deutschland diesen vertrauten Slang zu hören und wir beschließen schnell, uns ein Taxi zu teilen, das uns in die Stadt bringt. Natürlich bleibt es nicht bei der Taxifahrt, wir schaffen unsere Sachen ins Hostel, verabreden uns zum Einkaufen und danach wird lecker gekocht. Lange sitzen wir zusammen und haben uns viel zu erzählen, außerdem stellen wir fest, dass unsere Reisepläne für die nächsten Tage fast identisch sind. Na dann – warum die kommenden Abenteuer nicht gemeinsam erleben!?

Sehr früh treffen wir uns am nächsten Morgen an der Busstation, wir wollen möglichst unter den Ersten sein, die den Nationalpark betreten, denn frühes Erscheinen sichert gute Fotos. Unser Plan geht auf, an den ersten Stationen auf dem Rundweg haben wir viel Platz und können grandiose Fotos von diesen imposanten Wasserfällen machen. Die über 200 großen und kleinen Fälle stürzen auf einer Breite von fast drei Kilometer in die Tiefe. Der Anblick ist von allen Seiten phänomenal und wenn dann noch Regenbögen und unzählige Schmetterlinge auftauchen, wird das Ganze zum Meisterwerk der Natur. Wir verbringen mehr als fünf Stunden in dem Park, um alles genau zu erkunden. Die entferntesten Winkel erreichen wir mit einer kleinen Parkeisenbahn, wo wir dann so nah an die fallenden Wassermassen herankommen, dass eine kalte Dusche unumgänglich ist. Aber es ist sehr heiß und die Sonne brennt unermüdlich auf uns herab, da ist uns diese Abkühlung sehr willkommen. Auch die Tierwelt ist faszinierend, neben zahllosen Schmetterlingsarten gibt es wunderschöne verschiedene bunte Vögel, neugierige Nasenbären, gut getarnte Geckos, Schildkröten und jede Menge riesige Spinnen. Nur der schöne Tucan mit seinem großen, bunten Schnabel bleibt uns heute verborgen.

Als wir am Nachmittag den Nationalpark verlassen, kämpft Kerstin mit Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen. Da ist wohl eine fiese Grippe im Anmarsch, kein Wunder, denn im heißen Norden fühlen sich die klimatisierten Flugzeuge und Busse immer an wie Kühlschränke. Heiß – kalt – heiß – kalt … und das im Stundentakt. Diesmal lassen sich die Symptome nicht einfach ignorieren, Kerstin muss ins Bett und dort wird sie zwei Tage schweißgebadet, mit Fieber und Schüttelfrost liegen. Andreas spielt den Krankenpfleger, versucht in der Apotheke ein geeignetes Gegenmittel zu besorgen, organisiert Vitamine und kocht einen Tee nach dem anderen. Am nächsten Abend macht er sich mit Mandy auf den Weg, um das Dreiländereck zu erkunden, Kerstin schläft eh die ganze Zeit. Bei den „Tres Fronteras“ hat man einen hervorragenden Blick auf die Nachbarländer Brasilien und Paraguay, die zum Greifen nah erscheinen. Im Anschluss gibt es noch ein leckeres Abendessen in einer Parrilla.

Noch am gleichen Abend startet Mandy mit dem Bus Richtung Salta, da wir die Strecke mit dem Flugzeug zurücklegen, braucht sie ein bisschen Vorsprung. Kerstin kommt auch am letzten Tag nicht aus dem Bett, sogar unsere lieben Gastgeber, Gilda und Guillermo versuchen ihr Leiden zu lindern, sie bringen Früchte, frisch gepressten Saft und versorgen Andreas mit Bier und Choripan. Am Abend laden sie uns auf eine Spritztour ein, damit der Kreislauf von Kerstin wieder in Schwung kommt, schließlich soll die Reise schon morgen weiter gehen. Das war wirklich unglaublich lieb, echte argentinische Gastfreundschaft.

Guillermo bringt uns pünktlich zum Flughafen, zwei Stunden später sind wir schon am Ziel. Kerstin geht es schon viel besser, nur Schnupfen und Husten bleiben hartnäckig. Ein kleiner Spaziergang durch die Stadt, ein Treffen mit Mandy und das letzte Steak in Argentinien, mehr ist in den wenigen Stunden, die wir in Salta verbringen, nicht zu schaffen. Am nächsten Morgen machen wir drei uns gemeinsam auf, um mit dem Bus die Anden Richtung Chile zu überqueren.

Adieu Argentinien!

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