Chetumal ist die Hauptstadt des Bundesstaates Quintana Roo, liegt an der Karibikbucht ganz nah an der Grenze zu Belize und ist unser nächstes Reiseziel. Auf dem Weg dorthin kommen wir am See von Bacalar vorbei und gönnen uns im kleinen Dörfchen Buenavista eine Pause. „Lagune der sieben Farben“ wird der See genannt und ist wunderschön anzusehen. Buenavista selbst scheint verlassen, obwohl einige große Anlagen darauf schließen lassen, dass es hier schon einmal Touristen gab, liegt alles etwas verwahrlost und still da. Ein paar Kilometer weiter im Städtchen Bacalar tobt das Leben und Touristen tummeln sich in Geschäften, Cafés und am Strand. Doch wir fahren weiter in die Küstenstadt Chetumal und werden ganz liebevoll von einer mexikanischen Familie begrüßt, die uns für die nächsten zwei Tage ein Zimmer zur Verfügung stellt. Zwei Dinge plagen uns gerade sehr, die große Hitze und Hunger. Gegen Letzteres ist schnell etwas getan, denn das mexikanische Essen ist hervorragend und überall auf der Straße bekommt man die herrlichsten Leckereien angeboten. Zu unseren Lieblingsspeisen gehört das gebratene Hühnchen, das hier so schmackhaft zubereitet wird, dass wir gar nicht genug davon bekommen können. Gegen die große Hitze hilf nur, sich etwas langsamer oder gar nicht zu bewegen, also verbringen wir den Rest des Tages auf unserer großen Dachterrasse im Schatten.

Am nächsten Tag stehen wir noch vor der Sonne auf, um unsere nächste Maya-Ruine zu besichtigen. Eine Stunde entfernt liegt die Tempelanlage Dzibanché, die schon im 2. Jahrhundert v. Chr. existierte. Experten vermuten, dass diese Anlage im 5. Jahrhundert die Hauptstadt der Kan-Dynastie war, die später von Calacmul aus regierte. Heute lernen wir, dass die Architektur und die Baustile der Maya-Stätten unglaublich vielseitig sind. Hier in Dzibanché ist das markanteste Bauwerk die „Kormoranpyramide“ und ihre Architektur zeigt Ähnlichkeiten mit dem Talud-tablero-Stil, der weit weg im zentralmexikanischen Teotihuacán entwickelt wurde. Hier zeigen sich in den Konstruktionen schräge und vertikale Bauelemente immer im Wechsel. Für uns ist der Besuch aus zwei Gründen etwas ganz besonderes, wir sind und bleiben ganz alleine hier und wir dürfen alle Gebäude betreten. Da liegen sie vor uns die Tempel, umgeben vom Dschungel und man muss kein Maya sein um ehrfürchtig zu werden. Zu zweit streifen wir durch die Anlage und verbringen so viel Zeit hier, wie wir es in keiner anderen Ruine mehr tun werden. Als wir den größten und höchsten Tempel besteigen und die oberste Plattform erreichen, bleibt uns fast die Luft weg, beim Blick auf das umliegende Land. Hier oben lassen wir uns nieder und lauschen den vielen Vogelstimmen und dann passiert es. Plötzlich können wir sie spüren, die Geister der Vergangenheit und jeder Windstoß verursacht eine Gänsehaut. Ein unbeschreibliches Gefühl – magisch – und wir würden es zu gerne verpacken und zu euch schicken. Wir werden noch einige wunderschöne Maya-Stätten besuchen, aber dieses Gefühl, das uns hier überkommt, werden wir nicht mehr erleben. Dzibanché wird wohl für alle Zeit unsere Lieblingsstätte bleiben.

Zwei Kilometer nördlich befinden sich die Ruinenstadt Kinichná, die wir gleich im Anschluss besuchen. Sie ist nicht so groß und eindrucksvoll, aber dennoch wunderschön und auch hier sind wir allein und genießen die Stille. Es ist unklar, ob Kinichná eine eigenständige Stadt war oder ihrer größeren Nachbarstadt untergeordnet, doch angesichts der Schwingungen, die wir heute verspürt haben, ist die Sache für uns eindeutig. Ganz besonders faszinierend sind die großen alten Bäume dieser Anlage. Von Weitem hat es den Anschein, als würden sie die Stufen hinab laufen.

Nach so viel Kultur haben wir uns gedacht, wir lassen uns an der Lagune von Bacalar ein bisschen den Wind um die Nase wehen. Doch als wir dort ankommen, stellen wir fest, der gesamte Strandbereich ist fest in privater Hand. Wir hätten die Möglichkeit uns in einen Hotelstrand oder ein Restaurant einzukaufen, aber nach diesem wundervollen Tag steht uns nicht der Sinn nach einer Touristenhochburg. Vermutlich würden wir es eh nicht lange aushalten, deshalb beschließen wir, auf das Bad in der Lagune zu verzichten. Auch entlang des Sees ist keine Stelle auszumachen, von der aus man einen guten Blick auf das Gewässer erhaschen kann, alles ist umzäunt und abgeschirmt. Wir machen ein paar Bilder aus der Entfernung und fahren unverrichteter Dinge wieder zurück nach Chetumal.

 

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