Als wir in Mexiko-City ankommen, sind wir erstmal überfordert, nach drei Wochen Idylle auf Yucatan kommt uns die Stadt mit fast 9 Millionen Einwohnern wie ein riesiges Chaos vor. Es gibt eine Vielzahl von öffentlichen Verkehrsmitteln, die anfangs für uns undurchschaubar bleiben. Zum Glück sind die Taxipreise wirklich günstig und so lassen wir uns zu unserer Unterkunft in den Südwesten der Stadt bringen. Bei der Fahrt staunen wir über das Wirrwarr, das hier herrscht. Andreas ist froh, dass er hier nicht hinterm Steuer sitzt und der Taxifahrer erklärt uns: „Es gibt jeden Tag eine Rush-Hour und die dauert von sechs Uhr Morgens bis elf Uhr abends“. Mit Tlalpan haben wir uns einen beschaulichen und etwas ruhigeren Stadtteil zum wohnen ausgesucht und auch hier finden wir wieder, bei einer netten mexikanischen Familie, ein tolles Apartment mit Dachterrasse, von der aus wir einen fantastischen Blick auf die umliegenden Berge haben.

Der beste Weg um diese riesige Stadt zu erkunden ist für uns der „Turibus“, hier gibt es vier verschiedenen Linien und wir entscheiden uns zuerst für die grüne Tour, um die historische Innenstadt zu erkunden. Kirchen, Kathedralen, Parks, Museen, Plätze, Arenen und imposante Gebäude – hier gibt es alles in Hülle und Fülle. Wir starten am Zócalo, einst das Zentrum der Azteken, ist der Platz heute der Mittelpunkt von Mexiko-Stadt und heißt eigentlich Plaza de la Constitutión. Allein rund um diesen Platz kann man Stunden verbringen, hier treffen sich die Einwohner zu kulturellen Festen, Ereignissen und Demonstrationen. Wir erleben heute den Auftritt von Azteken-Tänzern, die Vorstellung ist bunt, laut und mitreißend und wir können uns kaum Lösen, um die vielen Sehenswürdigkeiten zu bewundern. Die Catedral Metropolitana ist die älteste Kathedrale des amerikanischen Kontinents und Sitz des katholischen Erzbischofs von Mexiko. Hier werden zu jeder Zeit Gottesdienste abgehalten und das Gebäude ist innen wie außen wahrlich beeindruckend. Direkt am Platz befindet sich auch der Nationalpalast der an der selben Stelle steht, wie einst der Palast des Azteken-Herrschers Moctecuhzoma II. Ein beliebtes Ziel ist der Palast wegen der riesigen Wandmalerei des mexikanischen Künstlers Diego Rivera. Die Szenen stellen die mexikanische Geschichte von der Erscheinung des Aztekengottes Quetzalcoatl bis zur Periode nach der mexikanischen Revolution von 1910 dar. Auch das Museum des Templo Mayor ist gleich in der Nähe und zeigt archäologische Fundstücke des größten und wichtigsten Tempels im Aztekenreich. Besonders beeindruckt sind wir vom Palasio de Bella Artes, ein wunderschönes Gebäude, das sowohl dem Theater, dem Tanz, der Musik und Oper, den visuellen Künsten, der Literatur und der Architektur gewidmet ist – unbestritten ein Palast der schönen Künste. Und so bewundern wir eine Sehenswürdigkeit nach der nächsten, schieben uns durch Einkaufspassagen oder genießen etwas abseits die mexikanische Küche und genehmigen uns ein Päuschen. Die Stadt ist geschäftig, modern, weltoffen, arm und reich gleichermaßen und hat eine Fülle an kulturellen Angeboten – wir sind begeistert. Am Abend sind wir dann mehr als erledigt, der Kopf voller Eindrücke und der Körper schwach wie nach einem Marathon, sind wir froh, so eine schöne, ruhige Unterkunft zu haben, wo wir wieder neue Kraft tanken können.

Mexiko-Stadt ist ein Mekka für Museumsliebhaber und wir entscheiden uns, das Frida-Kahlo-Museum zu besuchen, um mehr über das Leben von der mit Abstand bekannteste Malerin Mexikos zu erfahren. Es ist aufregend, durch ihr Elternhaus zu streifen, in dem sie zusammen mit ihrem Ehemann Diego Rivera gelebt hat. Das Haus ist bunt und farbenfroh mit einem wundervollen Garten, dennoch gab es im Leben der glühenden Revolutionärin mehr Leid als Freude. Ein schwerer Unfall, der sie für lange Zeit an Bett und Rollstuhl fesselte, die Untreue ihres Ehemanns, ihre Affären, der Verlust ihres Kindes während der Schwangerschaft … all das verarbeitet sie in ihren Bildern und einige von ihren Kunstwerken können wir heute bewundern.

Das Stadtviertel Coyoacán in dem das Museum zu finden ist, lädt uns zum Verweilen ein. Hier bummeln wir noch ein bisschen durch die Gassen und futtern uns die Bäuche voll. Kerstin entscheidet sich für Tacos doch was sich in dem brodelnden Topf befindet, der vor Andreas steht, wissen wir nicht wirklich. Doch der ganze Topf wird leer gefuttert, denn es schmeckt großartig und das ist ja die Hauptsache.

Eigentlich stand noch Teotihuacán auf unserem Programm, doch die Pyramiden befinden sich nördlich von Mexiko-Stadt und ohne Auto würde es Stunden dauern, um dort hin zu gelangen und nach den vielen Tempelanlagen, die wir in den letzten Wochen besichtigt haben, sind wir jetzt zu müde für den langen Weg. Außerdem braucht man ja einen Grund, um wieder zu kommen und es gibt noch so viel zu sehen in Mexiko. Also verbringen wir noch einen entspannten Tag auf unserer schönen Dachterrasse und verabschieden uns von Mexiko. Die Reise durch dieses Land war wirklich ein Erlebnis und es war mit Sicherheit nicht unser letzter Besuch. Wir haben Karibikküste, Dschungel, Berge, Golfküste und die Hauptstadt gesehen und überall wurden wir freundlich von den Menschen empfangen und unterstützt. Hier gibt es mit Abstand die komfortabelsten Unterkünfte für einen günstigen Preis und wir werden uns noch so manches Mal danach sehnen. Aber jetzt geht es erstmal auf in die nächste Megametropole, denn wir wollen in der Stadt aufwachen, die niemals schläft.

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